Militärhistorisches Museum – Dresden, Deutschland

Der Keil durchbricht den historischen Bau wie eine Wunde, die nicht verheilt – Ein roher Schnitt, der Schmerz und Zerstörung symbolisiert, aber zugleich die Hoffnung eines Neubeginns in sich trägt.

Die Bombardierung Dresdens 1945 hinterließ eine Stadt in Trümmern, eine klaffende Wunde im kollektiven Gedächtnis.  Libeskinds Entwurf greift diesen Bruch auf und übersetzt ihn in Architektur. Doch der Keil ist mehr als eine symbolische Geste. Er ist ein Mahnmal aus Stahl und Beton, ein disharmonischer Klang, der die Geschichte nicht glätten, sondern spürbar machen will.

Präzise weist seine Spitze auf den Ort des ersten Bombeneinschlags, seine Fläche folgt den Umrissen des einst zerstörten Stadtgebiets.

Doch zugleich geschieht etwas Unerwartetes: Das Licht bricht an den scharfen Kanten der Metallflächen und enthüllt eine fragile, fast musikalische Schönheit. Der Keil scheint wie der hohe Ton einer Violine, während der Altbau mit seiner strengen Ruhe wie ein dunkler Bass daneben steht – eine Symphonie der Gegensätze, die unter die Haut geht.

Mit meiner Kamera versuche ich, diesen Dialog festzuhalten – Reflexionen auf Metall, das Spiel von Licht und Schatten, die Harmonie, die gerade durch die Brüche entsteht. Jede Perspektive gleicht einer Melodie, die sich verändert, je nachdem, von wo aus ich blicke.

Im Inneren wird dieser Eindruck noch stärker. Die Ausstellung folgt keiner linearen Erzählung, sie ist ein Kaleidoskop aus Geschichten, Objekten und Schicksalen. Schräge Wände, zerschnittene Blickachsen, Lichtspalte – der Wechsel zwischen Alt- und Neubau. Nichts bietet Orientierung, nichts beruhigt. Der Raum zwingt zur Bewegung, zum Suchen, zum ständigen Ausbalancieren.

Für mich als Architekturfotograf ist dieses Gebäude eine Herausforderung. Es ist kein passives Objekt, das ich einfach nur ablichte – es ist vielmehr wie ein Tanz mit der Architektur – ein Versuch, den Rhythmus eines Bauwerks zu verstehen, das sich jeder Harmonie entzieht.

Libeskind hat dieses Museum komponiert wie ein Musiker, der Dissonanzen nicht scheut. Er hat die Klänge von Zerstörung, Leid und Hoffnung in Architektur übersetzt, als sei der Raum selbst ein Echo des Krieges.

Vielleicht ist das seine wahre Aufgabe: uns aus unserer Bequemlichkeit zu reißen, uns aufzurütteln und uns mit der unbequemen Frage zu konfrontieren, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen – und wie wir unsere Zukunft gestalten wollen.

Gerade jetzt, zum 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 2025, bekommt dieser Ort noch tiefere Bedeutung. Mit Gedenkveranstaltungen und der symbolischen Menschenkette um die Altstadt erinnert die Stadt an die Schrecken des Krieges – und an die Verantwortung, die aus der Erinnerung erwächst.